„Ich liebe dieses satte Grün der Bäume. Und die Tiere – all die wunderschönen Tiere. Fürchterlich, dass es zukünftig keine mehr geben wird. Du hast Glück, die Natur in all ihren Facetten bestaunen zu können.“ Kavan schaut Vincent an, der an seinem Lieblingsort – dem Kelley Park im Silicon Valley – seinen Ideen nachhängt. Die Aussage des Fremden verwundert Vincent. Aber hier trifft man oft seltsame Menschen. Er schmunzelt. „Ja, Tiere sind toll.“ Er mustert ihn. Irgendetwas an diesem Mann irritiert Vincent tiefergehend. Er ist groß, hat kurzgeschorene Haare und eine seltsame Art sich zu bewegen. Sein Blick durchdringt ihn. „Dieses Streben nach Kontrolle, nach Steuerung wird nur dazu führen, dass wir uns voneinander entfernen.“ Er ist definitiv seltsam.
„Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag“, Vincent lächelt. Er packt seinen Laptop, seine Skizze sowie seinen Taschenrechner in seinen Rucksack – er muss zu einem Meeting. Er arbeitet momentan an einem sowohl sehr wichtigen als auch geheimen Projekt. „Du solltest dir Gedanken über deine Wünsche und Erwartungen machen. Das Projekt wird ungeahnte Folgen haben. Fortschritt ist nicht immer etwas Gutes.“ Vincent ist über diese Worte verärgert. Woher weiß er von seinem Projekt? „Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, aber die Forschung schreitet weiter voran und sie bietet so viele Möglichkeiten. So viel, was wir noch erreichen und verändern können. Fortschritt ist immer gut. Stillstand ist fatal.“ Sein Herz pocht. Wer ist dieser Fremde? Was will er von ihm?
„Am Ende bleibt die Frage, was der Mensch noch wert ist, wenn er Dinge erschafft, die über seine Fähigkeiten hinaus gehen. Wenn er Dinge abschafft, die für sein Überleben notwendig sind. Ist das die wünschenswerte Vision, die du hast?“ „Ich will die Welt nur besser machen.“, bringt Vincent Kavan erneut mit scharfem Ton entgegen. Worauf lässt er sich hier überhaupt ein? Trotzdem hallen die Worte nach. Er versucht Bilder hervorzurufen. Sich eine Welt ohne Natur und Tiere vorzustellen. Soll das die Konsequenz seines Projekts sein? Die Vorstellung macht ihm aber keine Angst, vielmehr fasziniert sie ihn. „Ich zeige es dir.“ Kavan reicht ihm die Hand. Vincent zögert einen Moment, bis er schließlich dem Fremden seine Hand reicht. Seine Neugier ist stärker als seine Skepsis.
Vincent erstarrt: Menschen in der leblosen Weite des Weltalls. Eintritt nur für Auserwählte, die alle auf die Erlösung warten. Keine Nähe, keine Liebe. Abgezählte Kinder aus Reagenzgläsern. Es gibt keine Namen – nur Nummern. Warmes Sonnenlicht, nur eine Erinnerung. Kälte. Angst. Leere. Die Menschheit hat die Freiheit des Weltalls entdeckt, aber sich selbst verloren.
„Sieht so dein Fortschritt aus?“, Kavan blickt Vincent tief in die Augen.